Borbarad und die Ballschläger


Es war ein Frühling in Tobrien wie jeder andere, zumindest ein beginnender Frühling wie jeder andere, bevor merkwürdige Gerüchte von Rulat zum festland drangen und Mendener, Ilsurer und Beilunker die Flucht in die Berge antraten, um dem neuen Feind, der von der See her das Land überrollte, zu entfliehen. Viele jedoch wurden von der ersten Flutwelle der Söldner und Schwarzmagier gepackt, ob tot oder lebendig und in ihren Reihen auf eine eigentümliche Art willkommen geheißen. Der Siegeszug des Imman war kaum auf seinem Höhepunkt angelangt und so war es kein Wunder, daß Freund und Feind gerade darin einen Weg sahen, ihre Differenzen im Kleinkrieg auf dem Spielfeld auszutragen. Der symbolträchtige Beginn des Imman im neuen Tobrien begann mit dem Fall einer dicken Eiche, der aus Viereichen das heutige Dreieichen schuf. Denn nicht etwa Esche sollte den ersten harten Schläger hergeben, sondern die ewige und trutzige Steineiche, die gleichsam in den Reihen der Schwarzmagier Verwendung fand. Und das kein Kork zu bekommen war, tat es als Ball auch der nächste Totenschädel. In der Nähe dieser Eiche formierte sich das erste Immanteam unter dem Stab eines Schwarzmagusadepten, der zwischen den Dorfdummen, Verbliebenen und Vertriebenen eine Horde toter Söldner wieder auferstehen ließ. "Und mit dieser Horde wollt Ihr losziehen und zwei Kaiser töten ?", waren denn auch die ersten Kommentare seines Lehrmeisters. So wurde die Equipe von Zweikaisertod Dreieichen ins untote Leben gerufen. In den untoten reihen fanden sich alsbald auch wackere Männer und Frauen, die nicht mitansehen konnten, wie der Dorfpöbel von den Untoten dahin gerafft wurde. Zweikaisertod Dreieichen startete seinen Siegeszug als Volksbelustigung und besiegte Iribaar Ilsur, eine Söldnermannschaft, ebenso wie Mishkara Mendena oder die Alster Werwölfe, die sich im folgenden bildeten. Der Höhepunkt aber war erst erreicht, als die Feste von Kurkum in die Hand der dunklen Horden fiel und die wenigen Sieger und Besiegten in der Mannschaft von Kalte Klinge Kurkum aufgingen, ein schwarzer Stern unter Nandus› Sternenzelt. In ihrem ersten Spiel besiegten sie Zweikaisertod Dreieichen, dann die Laschis aus Lorgolosch und schließlich im ersten angesetzten Dämonenpokal die Alsterwassertrinker im Endspiel. Auf einer rekrutierungsreise Richtung Maraskan wurde schließlich ein Turnier mit den Mannschaften Araniens veranstaltet, die zum gleichen Zeitpunkt ein Wintertrainingslager in Maraskan aufgetan hatten. Die Hauptstraße als Jergan schien denkbar geeignet, nachdem man ein paar Biere zu viel getrunken hatte. Für eine solche wichtige Angelegenheit in Sachen Ruf und Ansehen wurde den Söldnern und den hier in die Mannschaft aufgenommenen Untoten aus Maraskan ein freier Tag gewährt. Kalte Klinge Kurkum ging unter, als die wenigen Mannen von Kriegshammer Baburin auch den Alsterwassertrinkern und den Ersatzmannen von Zorgan zeigte, wie man Imman spielt. Das beschrieb den nächsten Wendepunkt im borbaradschen Imman. Die Untoten hatten fürs erste ausgesorgt und ein wahrer Trainer mußte her. Gefunden wurde diese Trainerin für Kalte Klinge Kurkum in den Reihen der malträtierten Flüchtlinge der Amazonenfesten. Ilona Ypolias hatte das harte Leben in Kurkum hautnah miterlebt, bevor die Kriegsgöttin und ihre Heerscharen sie verstoßen hatte. In ihr brannt und brennt noch heute ein Feuer des Hasses, doch dabei bleibt sie eine eiskalte Taktiererin. Sie holte die ersten Magierinnen ins Spiel, denn es stellte sich alsbald heraus, daß Zauber wie der Fulminictus von einem arkan unbegabten Schiedsrichter kaum einmal bemerkt wurden. Während Kurkum also an Kraft und Taktik feilte und die Frauen und wenigen Mannen nahezu jeden Tag auf den Feldern vor Kurkum gesichtet wurden, mal zum Imman, mal zu anderen unschönen Dingen, erwuchs in Ilsur der ersehnte große Gegner, Amazeroth Armageddon. Iribaar Ilsur war von Aeltikan Express ebenso wie die Alsterwassertrinker aufgekauft worden. Aeltikan Express stellte nämlich mittlerweile das größte Kapital des neuen Tobrien dar. Im Schatten von Kurkum gedieh eine ganz eigene Immankultur die aufgrund fesselnder Maßnahmen des Statthalters zu Ilsur immer mehr Zuschauer fand. Eine besondere Innovation waren die Vorführungen von Frauen, die belkelelgefällig die Zuschauer begrüßten. Iribaar Ilsur war nach der Niederlage gegen die Dreieichener unbesiegt geblieben und die Alsterwassertrinker hatten auf Maraskan wesentlich besser abgeschlossen als Kurkum. Ihre gute Verbindung zu Maraskan sollte ihnen sogar bald eines der wahren Talente des borbaradschen Immans einbringen, Sarro Tarkan. Mit neuem Namen und neuem Spieler traten sie gegen das Kanonenfutter Mishkara Mendena und ließen die Mannschaft im Moor von Tros versinken, weil die Dogularena, das zur heutigen Zeit größte Immanstadion der borbaradschen Welt, zu der Zeit umgebaut wurde für den großen Pokal. Zur gleichen Zeit nahm das Spiel auch unter den Maraskanis Form an und die Exilanten gründeten die Mannschaften von Rotfuss Jergan und Nephazzim Narmoggyn während in weiter westlich gelegenen Gebieten die Immankultur des kleinen Mannes in Zweikaisertod Dreieichen, den Heroen dieser Immanspielart und H'Ranngar Rallerfeste, dem tobrischen Altmeister, wieder Gestalt annahm. Gute Kontakte zu weiteren Städten am Perlenmeer, die Eroberung des Bornlandes und der Austausch der tobrischen Akademien mit der hohen Schule zu Punin ermöglichte schließlich die Ausrichtung eines Turniers, das mit der Eroberung Ysilias zusammenfiel. Des neuen Herzogs Ehren wurden zwischen stattlichen zwanzig Mannschaften ausgefochten, unter denen sogar die Profimannschaft aus Festum war, die aufgrund borbaradscher Blockadepolitik keinen anderen Gegner mehr gefunden hatte und den Norburgern und Notmärkern zum Turnier folgte. Kurkum und Ilsur hatten zuvor die Mannschaft aus Punin bezwungen, die auch erst in ihrem Reiche angelernt worden war. So sammelten sich Khunchomer und Kurkumer, Norburger und Narmoggyner, Mendener und Maraskanis, um zu zeigen, wer der beste sei. Das Ergebnis war eine Bestätigung und ein Debakel zugleich. Während Kalte Klinge Kurkum unbesiegt aus dem Turnier herausging und die Schenken von Ilsur und Ysilia für einige Nächte viel zu erzählen hatten, landete Ilsur harsch auf dem Boden, Aeltikan Express zog das Geld aus der Mannschaft zurück, Amazeroth war mit Ende des Turniers so gut wie aufgelöst. Ilona Ypolias wurde als eine der besten Strateginnen in die Heeresführung berufen und Sponsoren allerart sorgten dafür, daß solche Talente wie Alma Butenschön von den Cor Knaben (Torschützenkönigin des Turniers), Sarro Tarkan von Ilsur und andere sofort den Weg in die Reihen des silber-schwarzen Team mit dem Säbelschädel fanden, um es noch besser zu machen. Derweil ist die Immanwelle etwas abgeflaut, aber es werden schon die nächsten Gegner für Kurkum in Erwägung gezogen. Der unbestrittene König des Dorfimman ist Zweikaisertod Dreieichen stets geblieben und zu einem Kultstatus erhoben wurde dessen Torwärter Fader Troll, der Riese, der so sympatisch weinen kann, er weint für alles das, was Tobrien verloren hat und in der Hoffnung auf vieles, was es in diesem neuen Reich noch erwarten kann.


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