Schattenspiele - Prolog(Carsten Riedel)


Gestatten, mein Name ist Likaiset Kadet, bei Zeiten auch anders, aber für den Anfang soll der Name ausreichen. Ich komme aus Riva und stamme von einer Nivesin, meiner Mutter sozusagen, und einem fahrenden Gaukler aus dem Süden ab, wie mir meine Mutter erzählt hat. Natürlich bin ich ein Stadtkind, zumindest so weit Stadtkind, wie man es im Norden werden kann. Meine Mutter hat mich immer zu ihren Verwandten in die Wildnis schicken wollen, aber meinen Großvater habe ich nie verstanden, darum weile ich zu zeiten immer noch in Riva und nicht wie es vorgesehen war als Häuptlingsohn zwischen 500 stinkenden Karenen. Klar, Karene sind nette Tiere und liefern gutes Fleisch, klar sind auch sie von Tsas Geist durchdrungen, wie mir meine Freundin Ása erklärt hat und klar, ich glaube an Tsa und die anderen Elfe, vielleicht sogar besonders an Tsa. Denn man kann nie wissen, was einem ein zweites Leben in der geeigneten Situation bedeuten kann. Und in solche Situationen bin ich nun schon allzu oft geraten. Da ist es schon angebracht, das mehr oder weniger sauber verdiente Silber mit den Regenbogenechsen zu teilen. Sie sind ja auch nette Leute, muß man mal sagen. Gerade Ása, als wir beide noch zehn waren, sind wir zusammen das erste Mal im Tsa-Tempel gewesen. Es war etwas seltsam, aber wie Kinder nun mal sind, haben die bunten Farben uns angezogen. Ása hat sich recht bald einlullen lassen von den Geweihten, besonders dieser Bernika Hetenborg. Ása war erst neu nach Riva gekomen, aus dem Norden. Kaum einer hat ihr damals geglaubt und ich weiß nicht, ob ich es heute glauben kann. Jedenfalls sprach sie mit dieser Priesterin ein besseres Elfisch als sie je mit mir unser geliebtes Svellothi gesprochen hat. Heute weiß ich, daß es Elfisch war. Damals war Ása für mich eine Barbarin, auch wenn sie steif und fest behauptete, noch nie in ihrem Leben Thorwal gesehen zu haben. Ach ja, die Zeiten damals, wenn ich Ása noch mal treffen würde, das wäre wohl die richtige Frau für mich. So muß mich ich weiterhin Rahja huldigen und Tsas Geschenke unter den Frauen verteilen, die es danach lechzt. Doch bleiben kann ich bei keiner von ihnen; denn mein Herz habe ich schon in Riva verschenkt. Und ich sage das nicht nur, weil hier in Anchopal noch nie jemand was von Riva gehört hat. Anchopal ist eine schöne Stadt. Man hält mich trotz meiner roten Haare hier für einen Tulamiden. Tulamiden und Novadis gibt es hier eine ganze Menge, wenn auch nicht ganz so viele wie Aranier und neuerdings viele Maraskaner. Über die munkelt man ja so einiges. Sie sollen im Bunde sein mit dem Schatten, der in gorischen Wüste wächst und seine Fänge langsam nach Anchopal ausbreitet. Solch Atmosphäre ist mir übrigens allerliebst. Das Kribbeln durchfährt dann meinen ganzen Körper und ich spüre wie brennende Augen mir über den Nacken fahren. Naja, man hat noch nie Luft brennen sehen und ich bin wie die Luft, die mich umfängt. Doch dazu will ich erst später kommen. Anchopal beherbergt zur Zeit wohl etwa 7000 Menschen und sicher sind auch einige Zwerge und Elfen stets anwesend, doch sind sie in diesen Breiten eher spärlich gesät. Man bringt solchen Wesen ja gerne zuerst das Mißtrauen entgegen und Mißtrauen, Zwietracht und Haß sind drei Seiten einer Münze, die Anchopal zur Zeit darstellt. Jaja, jede Münze hat drei Seiten, ein geflügeltes Wort in dieser Stadt, das einem sehr hilfreich sein kann. Damit verschließt sich die Stadt im Inneren gegn den Wandel zum maraskanischen Dualismus, den einige Priester dieser merkwürdigen Rur und Gror-Sekte den Einwohnern unterbreiten. Ich halt mich da lieber an meine geliebte Tsa. Doch nun habe ich, so glaube ich, genug Zeit damit verloren über die äußeren Umstände zu reden und will ein wenig mehr über die Schicksale reden, die mit zusammen in Satinavs Gestaden der Dinge harren, die da kommen mögen. Um die Praiosstunde, also in etwa einer halben Stunde würde ich meinen, ist eine Verbrennung auf dem Scheiterhaufen angesagt, in der Nähe des Bazars, auf dem ich mich zur Zeit befinde. Der Bazar ist schon ziemlich gefüllt und die Scharen von Bauern aus der Umgebung, die hier ihre Waren feilbieten, wenn sie noch einen Platz erwischt haben, schicken ihre Jüngsten an die Stände, um selbst anwesend zu sein, wenn die Ungläubigen die Strafe der Götter ereilt. Hallo, da sehe ich gerade noch eine schicke junge Dame hinter einem Kräuterstand und sollten das einfach die aranischen Tees sein, die sie dort zur Ausstellung bringt. Und ein wohlbeleibter Mann mit Turban und dem hier allseits vertretenen Ersatzphallus Khunchomer an der Seite, gekleidet in die beste Seite und so es mich nicht täuscht eine Tuchrüstung. Die junge Frau scheint etwas durcheinander zu sein, wahrscheinlich hat auch sie ihre Mutter für einen Moment der brennenden Hitze verlassen. Das kann ich doch nicht dulden. Ich werde mich mal etwas in der Gegend umhlren. Mein Sinn für Gerechtigkeit kennt kaum eine Grenze - in diesem Falle wohlmeinend. Und schon habe ich einen Platz am Kräuterstand gefunden. Der Dicke hat einen abartigen Körpergeruch, schlimmer als die pelzigen Moschusochsen und stehend wie die Hitze in der Gor. Die Kleine dagegen gefällt mir aus der Nähe gesehen noch wesentlich besser, dieser Augenaufschlag und ihre zarten, aber durchaus kräftigen Finger und die geradezu rahjanische Figur, Tsa vergib mir, wenn ich Rahja sage, aber Tsa meine. Oh ja, durchaus ansehnlich. Leider versteh ich das Gespräch nicht, sie sprechen wohl tulamidisch. Die Frau stottert ein wenig verstört, aber anscheinend will ihr kein starkes Kontrawort herauskommen. Der Dicke hat einen Pilz in der Hand, für den man in Riva ein Vermögen bezahlen würde. Da bin ich sicher. Er wird die Kleine über den Tisch ziehen. Da ist doch gut, daß ich da bin, der Retter in der Not.

"Ähem, nicht daß ich stören möchte, ähem, aber dieses Rauschkraut, welche Sorte ist das ?"

Die Kleine lächelt mich an, der Große sieht aus, als wollte er mich zu seinem neuen Fußabtreter machen. "Oh, das ist Jilaskaner vom Gadang..."

Oh, diese süßen Worte aus ihrem Mund in bezaubernder aranischer Ausprache, noch weit schön als das Svellothi.

Hach, Rahja, du willst es wohl so. ....

Wenn Ihr wissen wollt, wie die Geschichte weitergeht, dann mailt mich an und ich schicke es Euch zu


Zurück in den Tempel!